Sonntag, 23. Oktober 2011

Eine Kuh namens 02 980





Ich lief eben an diesem herrlich sonnigen Sonntagmorgen an einer grünen Wiese entlang und traf auf eine Kuh, die hinter dem Stachelzaun stand und mich neugierig aus ihren großen, braunen Augen ansah. NRW 02 980 las ich auf dem gelben Stecker am Ohr. Ich reichte 02980 eine Hand über den Draht und sprach sie an. In diesem Moment hatte ich den Wunsch, ihr den Namen Mathilda, oder vielleicht auch Susi (sie schien mir noch recht jung), zu geben. Doch dann dachte ich an die beiden blutigen, noch zuckenden Rinderhälften, die an einem Haken zur weiteren Zerlegung gezogen werden würden, und verbot mir diese naive Gefühlsduselei. Eine Kuh Mathilda zu nennen, obwohl sie doch einfach nur 02980 ist, entspräche doch dem Bild, das ein bodenständiger Fleischfresser von einem weltfremden, spinnerten Veganer hat. Also verabschiedete ich mich von 02980, wünschte ihr von Herzen alles Gute und überließ sie dem wohlwollenden Plan ihres Eigentümers. Sie sollte auf den Menschen, ihren Herrn, vertrauen.

Der Herr ist dein Hirte, dir wird nichts mangeln. Er weidet dich auf einer grünen Aue und führet dich zu frischem Wasser. Er erquicket deine Seele und führet dich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob du schon wanderst im finstern Tal, fürchtest du kein Unglück; denn der Herr ist bei dir, sein Stecken und Stab trösten dich.

Und dein Herr macht sich die Erde untertan.

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