Sonntag, 23. Oktober 2011

Eine Kuh namens 02 980





Ich lief eben an diesem herrlich sonnigen Sonntagmorgen an einer grünen Wiese entlang und traf auf eine Kuh, die hinter dem Stachelzaun stand und mich neugierig aus ihren großen, braunen Augen ansah. NRW 02 980 las ich auf dem gelben Stecker am Ohr. Ich reichte 02980 eine Hand über den Draht und sprach sie an. In diesem Moment hatte ich den Wunsch, ihr den Namen Mathilda, oder vielleicht auch Susi (sie schien mir noch recht jung), zu geben. Doch dann dachte ich an die beiden blutigen, noch zuckenden Rinderhälften, die an einem Haken zur weiteren Zerlegung gezogen werden würden, und verbot mir diese naive Gefühlsduselei. Eine Kuh Mathilda zu nennen, obwohl sie doch einfach nur 02980 ist, entspräche doch dem Bild, das ein bodenständiger Fleischfresser von einem weltfremden, spinnerten Veganer hat. Also verabschiedete ich mich von 02980, wünschte ihr von Herzen alles Gute und überließ sie dem wohlwollenden Plan ihres Eigentümers. Sie sollte auf den Menschen, ihren Herrn, vertrauen.

Der Herr ist dein Hirte, dir wird nichts mangeln. Er weidet dich auf einer grünen Aue und führet dich zu frischem Wasser. Er erquicket deine Seele und führet dich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob du schon wanderst im finstern Tal, fürchtest du kein Unglück; denn der Herr ist bei dir, sein Stecken und Stab trösten dich.

Und dein Herr macht sich die Erde untertan.

Samstag, 22. Oktober 2011

Preute ahnt etwas - zum 75. Geburtstag von Jacques Berndorf




Lieber Michael, ich wünsche Dir von Herzen alles Gute zu Deinem Ehrentag - bleib kriminell, gesund und schreibend!

Meine erste Lesung durfte ich neben anderen hervorragenden Freunden auch mit Dir gestalten - natürlich warst Du der Star des Abends, und ich der unbekannte Newcomer. Zuletzt in Daun lasen wir wieder einmal am selben Abend unsere Krimis aus derselben Anthologie (Tatort Eifel natürlich), was mich mit großem Stolz und Dankbarkeit erfüllt. Und natürlich warst Du auch an diesem Abend wieder der große Star ... bei manch anderem Kollegen hätte ich dann vielleicht einen winzigen Anflug von Neid erleiden können, bei Dir ist dies völlig unmöglich!

Dir zu Ehren ein wirklich kurzer Kurzkrimi, der kürzeste Kurzkrimi, den ich je verfasst habe ...



Preute ahnt etwas

Der Mann steckte sich eine Pfeife in den weißen Bart und entzündete sie. Er sog einige Male schnell und kräftig daran, bis er sicher war, die Glut sich selbst überlassen zu können. Dann klopfte er energisch an die Tür, vor der er stand.
Jemand öffnete so schnell, dass er seine Vermutung, dass man dort schon längst auf ihn gelauert hatte, bestätigt fand. Dieser Jemand war ein Kerl, dessen elegante Kleidung so gar nicht zu dem ausgesprochen gewöhnlichen Gesichtsausdruck passen wollte. Der Alte paffte zwei, drei Züge und kam zu dem Schluss, dass man hier einen Straßenköter in einen viel zu teuren Anzug gepackt hatte. Der Köter knurrte ihn dann auch unvermittelt an:
„Das ist ein Nichtraucherhaushalt.“
„Freut mich“, sagte der weißhaarige Besucher mit einer tiefen Stimme, der man anhörten mochte, dass er in seinem Leben schon viele Schweinehunde wie diesen angesprochen hatte. „Kann ich dennoch ein paar Fragen stellen?“
„Wer sind Sie denn überhaupt? Wieso Fragen? Worüber?“
„Mein Name ist Preute. Michael Preute. Ich habe gehört, dass ein Geschäftsmann, der nach Hillesheim kam und seitdem vermisst wird, zuletzt hier mit Ihnen gesehen wurde. Lebend, meine ich.“
„Gar nichts hat der hier zu fragen!“, zischte ein zweiter Mann, der an die Haustür neben den Köter getreten war. Der Alte betrachtete diesen anderen Kerl gelassen, aber aufmerksam. Er hatte im Verlaufe vieler Jahre in den beschissensten Ecken der Welt genug Gewaltmenschen getroffen, um diesen Mann sofort richtig einschätzen zu können. Der rasierte Schädel wird Narben auf, die offenbar von diversen Schnitten und Schlägen herrührten. Eine mehrfach gebrochene Nase unter kleinen Augen, die eng zusammenstanden und sein Gegenüber eiskalt musterten. Der Kerl sprach weiter:
„Der Alte hat sich mit falschem Namen vorgestellt. Ich kenn ihn, der heißt nicht Preute, sondern Berndorf.“
Der Pfeifenraucher schüttelte langsam den Kopf und brummte: „Junge, das ist der Name, unter dem ich Kriminalromane schreibe. Das nennt man ein Pseudonym.“
„Leck mich, Silberlocke“, fauchte der Typ. „Du lügst doch, wennde den Mund aufmachst. Was willste ausbaldovern?“
Michael Preute hatte ein in vielen unschönen Situationen ausgeprägtes Gefühl dafür, wenn eine Situation ungemütlich zu werden drohte. Er ahnte, das dies jetzt unmittelbar bevorstand, und dass es in Hillesheim vielleicht doch gefährlicher war als gedacht. Der Glatzkopf ließ ansatzlos seine Faust vorschnellen. Es krachte am Kinn des Alten, der dem Schlag nichts entgegen zu setzen hatte. Die Pfeife flog in hohem Bogen auf die Straße. Er ging in die Knie und sah dann zwar den Tritt kommen, konnte aber nichts dagegen tun. Eine Rippe knackte. Für einen Moment sah der Alte nichts mehr. Die Tür wurde zugeschlagen. Er fand sich alleine auf dem Bürgersteig liegend wieder.
„Was für eine Scheiße“, knurrte er. „Ich bin doch nicht Siggi Baumeister, der wäre das gewohnt.“
Mühsam raffte er sich auf und kroch zu der Pfeife, die einige Meter entfernt von ihm auf dem Asphalt lag. Michael Preute hob sie auf, betrachtete sie argwöhnisch, dann wischte er das Mundstück ab und sog daran. Das geliebte Utensil schien die Attacke besser überstanden zu haben als er selbst.
„Schwein gehabt“, brummte er. „Aber glaubt ja nicht, ich würde jetzt meinen, ich sei zu alt für so etwas.“

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Montag, 17. Oktober 2011

Teilen Sie die "Occupy"-Bewegung?

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natürlich hat die überwältigende Mehrheit "Ja, ich teile die Kritik" zum Ausdruck gebracht - aus 2 Gründen, wie ich finde:

1. positive Selektion - diese Artikel schauen sich fast nur Menschen an, die mit der Bewegung sympathisieren

2. natürliche Antipathie gegen Krisenveruracher, die dann auch noch so tun als ginge es sie nichts an - durch alle Lager geht das Unbehagen jedes Privatmenschen gegenüber Finanzdienstleistern, auch wenn man deren Dienste täglich in Anspruch nimmt


Die Occupy-Bewegung ist offenbar ein Sammelbecken für Kapitalismuskritik aller Couleur, wohlgenährt durch Krisen und offensichtlich unethisches Verhalten in der Ökonomie. Ich sehe es als ein gutes Zeichen auf der Entwicklung von der sog. "Sozialen Marktwirtschaft" (die im Wesentlichen ein rein ökonomisches Konstrukt ist) zu einer "Ethischen Marktwirtschaft", in der das Wirtschaften hin zu einem Profit nur ein Unterziel darstellt, das Hauptziel jedoch Glück und Wohlstand für alle Menschen ist. Wenn auch die letzten Hardliner der Neoklassik verstanden haben, dass ein marktwirtschaftliches System kein sich ständig automatisch selbst optimierendes Paradies ist, und Wohlstand nicht mehr mit Wachstum und hoher Rendite verwechselt wird, können wir die nächste Stufe auf der Leiter nehmen. Insofern sage ich: JA, lasst uns die Tempel der Unvernunft besetzen!

Tagesschau.de Umfrage zur Occupy-Bewegung

Herbstnacht

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Mein teurer Freund, magst ruhig schlafen
die Zukunft träumt auf Wolken Dich
in neuer Lande wohlgenährte Auen
und an der Wasser sanft Gestade
wo heller Klang aus Mädchenmund
die Nacht Dir samten will versüßen.

Nur noch einmal, geliebter Feind
lass durch die Lungen frische Luft Dir strömen
umsäuselt sei vom Nachtwind Dir die Brust
die sehnend sich entgegenwölbt
dem scharfen Stahl, den ich am eignen Busen
Dir gewärmet, dass er Dich nicht erschrecke.

Spürst meinen warmen Atem Du
da ich mich beuge, zu betauen Deinen Leib
mit einem Abschiedsgruß aus feuchtem Auge?
Mag sein, es deucht Dich wie der Zauberhauch
des warmen Nebels, der den Gral umwabert
Der ich einst für Dich war, in Sommertagen.

Des Mondes silbrig glänzend Scheideblick
gibt eine Blässe in das Antlitz Dir
die vordem niemals ich geschaut
als wüsste er das meine Hand die letzte Kraft
die Du mir noch gelassen, nun versammelt
die Schärfe in das böse Herz Dir zu versenken.

Kann`s sein? Ist derart leicht das Werk vollbracht?
Aus todesstarrer Leichenbrust
das Werkzeug meiner Rache raget steil.
Nun muss ich eilen, am Tor schon wartet
der Chauffeur, in südliche Gefilde mich zu leiten
auf dass es wieder Sommer um mich werde.

Für Dich – Du Schwein – bleibt nur die kalte Wintererde.




Guido M. Breuer

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Deutsche-Krimi-Autoren.de


Diese Plattform listet eine erkleckliche Menge deutschsprachiger KrimiautorInnen nebst Werken und Bewertungen. Ich freue mich, ausführlich dabei und bewertungsmäßig auch gut weggekommen zu sein :-)

All die alten Kameraden:
"Autor Guido M. Breuer hat mit seinen bereits sehr betagten Protagonisten einen interessanten Plot erschaffen, der sich locker und leicht lesen lässt. Die dunklen Geheimnisse der letzten Schlachttage im Hürtgenwald werden dem Leser näher gebracht, aber auch ein Teil der Geschichte um die Burg in Nideggen. "Alter schützt vor Torheit nicht", denn die rüstigen Senioren beschäftigen sich mit Verschwörung, Veteranen, alten Kameraden und Mord. Fazit: flotter, spannender Krimi aus der Eifel. Buchtipp!"

Altes Eisen:
"Erneut lädt der Autor seine Leserschaft nach Köln und Nideggen ein ... Mit viel Schwung, Spannung und Flair ist dieser Krimi erzählt."

Alte Narben:
"Bereits zum 3. Mal lässt Autor Guido M. Breuer sein Senioren-Ermittlerteam in Nideggen kriminelle Machenschaften aufdecken ... Ein Fall für Lorenz und seine Freunde, aber nicht immer zur Freude der Ermittler ...

Fazit: Senioren schlagen wieder zu. Empfehlenswert!"


deutsche-krimi-autoren.de

Sonntag, 2. Oktober 2011

Melanie Raabe ist die Gewinnerin des Deutschen Kurzkrimi-Preises


Mein Tipp war goldrichtig: Herzlichen Glückwunsch an Melanie Raabe und die anderen Preisträger.

TATORT EIFEL – Das Krimi Festival fand festlichen Abschluss in Daun

Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung des mit insgesamt 3000 Euro dotierten Deutschen Kurz-krimi Preises an die ausgewählten Erst- bis Drittplatzierten Melanie Raabe, Malte Landsberger und Wolfgang Quest, deren Beiträge in der Tatort-Eifel-Anthologie des KBV-Verlages veröffentlicht wer-den. Die Jury war hochkarätig besetzt mit Martin Schöne, Kulturredakteur bei 3sat, Lektorin Nina Grabe und Erfolgsautorin Anne Chaplet.
Die Auszeichnungen der drei Preisträger im Rahmen der Abendgala übernahmen Landrat Heinz Onnertz sowie die Schauspieler Gregor Weber (SR-„Tatort“) und die aus der gleichnamigen Sat1-Serie bekannten Polizisten „Toto & Harry“.